Tango
von Ansgar Kreutz

Wenn wir heute an Argentinien denken, dann assoziieren wir zumeist diese südamerikanische Land mit drei typischen Erzeugnissen: Steaks, Fußball und Tango.

Der Tango gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand in den Küstenstädten des Río de la Plata, insbesondere in Buenos Aires, aber auch im uruguayischen Montevideo. Die Musik ist eine Mischung aus karibischen (insbesondere der kubanischen Habanera) schwarzafrikanischen und europäischen Elementen. Tango kann jedoch nicht auf die musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr ist Tango ein gesamtkulturelles Phänomen mit den zusätzlichen Aspekten Textdichtung und tänzerische Interpretation. Als solches begründet der Tango eine kulturelle Identität, die sehr viel zum Selbstverständnis der Argentinier, insbesondere der Einwohner von Buenos Aires beiträgt. Es gibt die Anekdote, Tango sei eine Musik, die die Empfindung eines europäischen Einwanderers nach Argentinien wiedergäbe, der Briefe in die europäische Heimat schreibe, aber niemals eine Antwort bekomme.

Zunächst war der Tanz bei der Ober- und Mittelklasse verpönt, bis er sich um 1900 herum in Europa zur Modeerscheinung („Tango - Fieber“) entwickelte und danach auch wieder in Argentinien populär wurde. In den Jahren 1915 bis 1940 war der Tango die bei weitem populärste Musikform im La-Plata-Raum. Sänger wie Carlos Gardel (1890 – 1935) wurden zu Volksidolen, die bis heute von ihren Fans vergöttert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Tango jedoch an Popularität, bis die neue Garde des Tango Nuevo ihm frisches Leben einhauchte und ihn mit Elementen des Jazz und der klassischen Kunstmusik verband. Bekanntester Komponist dieser Musikrichtung war Astor Piazolla  (1921 – 1992), dessen persönliche und musikalische Identitätssuche Anlaß zur kreativen Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition und zur Entstehung des Tango Nuevo führten. Dies beinhaltet die Weiterentwicklung und Synthese der klassischen Tangomusik mit modernen, meist populärmusikalischen Mitteln und die Weiterentwicklung und Variation der Formen und Elemente im Tango Argentino. Die einer Tanzform innewohnende poetische Kraft ist immer wieder in die Kunstmusik übertragen worden, sei es in der Barockzeit in den Suiten Bachs, Händels und Couperins die Tanzformen Gavotte, Menuett, Gigue und Allemande, im 19.Jahrhunderts die Walzerform die sich in ihrer tanzbaren Version eines Johann Strauss wesentlich von den Konzertwalzern Chopins, Ravels oder anderer großer Komponisten unterscheidet.

Heute ist der Tango insbesondere in der Filmmusik beliebt, besonders in Werken, die die Stadt Buenos Aires zum Thema haben. Ansonsten hat er seinen Status als Volkskultur nahezu eingebüßt: verglichen mit anderen Musikstilen spielen heute nur wenige Lokale in Argentiniens Großstädten Tango live, darunter viele mit einem ausgesprochen touristischen Hintergrund. Es gibt jedoch vereinzelte Tango-Discos, die vor allem von älteren Argentiniern besucht werden und vor allem die klassischen Tangos aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielen. Dieselbe Zielgruppe konsumiert auch die immer noch recht verbreiteten Tango-Radioprogramme. Seit 1996 gibt es auch einen Tango-Fernsehspartenkanal.

So gibt es den Tango heute in den verschiedensten Ausprägungsformen:

Zum einen als internationalen Standarttanz (Tango Argentino), als argentinisches Nationalkulturgut, das in den verschiedensten Formen und Ausprägungen getanzt wird, als Teil der internationalen Kunstmusik (Tango Nuevo), sowie in vielen unterschiedlichen nationalen Ausprägungen (bspw. finnischer Tango).

In unserem heutigen Programm finden sich vier Arrangements von drei historischen Originaltangos und einer Eigenkomposition von Martín Palmeri. Sie stellen quasi die Basis der Auseinandersetzung mit dieser Form da, die sich durch das ganze Werk Palmeris zieht. Palmeris Instrumentalkompositionen stehen in der Tradition des Tango Nuevos, die Palmeri mit seiner eigenen kreativen Energie weiterentwickelt hat. Sein besonderes Verdienst ist es, den Tango mit den Traditionen der Sakralmusik in den beiden Kompositionen „MisaTango“ (in St.Marien aufgeführt 2011) und dem heute hier in Deutschland erstmals zu hörenden Magnificat zu einer neuen Synthese geführt zu haben.

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Tango_Argentino

http://de.wikipedia.org/wiki/Tango_(Musikrichtung)

http://de.wikipedia.org/wiki/Tango_(Standardtanz)

http://de.wikipedia.org/wiki/Tango_Nuevo

http://de.wikipedia.org/wiki/Argentinien

http://de.wikipedia.org/wiki/Argentinische_Musik

http://de.wikipedia.org/wiki/Astor_Piazzolla

http://de.wikipedia.org/wiki/Finnischer_Tango

 


 

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